Dr. Dieter Korczak
Seit das Corona-Virus in unser aller Leben getreten ist, hat die Sorge um unsere Gesundheit die höchste Priorität. Als ob das Corona-Virus uns als apokalytischer Reiter eine Pest biblischen Ausmaßes bescheren würde. Millionen würden vorzeitig sterben, menetekelten Virologen. Deshalb holte die deutsche Regierung den „Hammer“ heraus und veranlasste den weitestgehenden Stillstand unseres sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens. Dieser Stillstand dauert jetzt schon vier Wochen. Seit Mittwoch (22. April) dürfen die Geschäfte wieder öffnen. Aber Veranstaltungen sind weiter abgesagt, Mecklenburg-Vorpommern schottet seine Grenzen weiter gegen die „deutschen Brüder und Schwestern“ ab, Künstler und Gastronomen dürfen weiter darben und Hartz4 beantragen. Der Hotel- und Gaststättenverband prognostiziert, dass jedes dritte Restaurant oder Hotel Pleite gehen wird. Die Solo-Selbständigen und Freiberufler in der Musikbranche, Filmwirtschaft sowie die darstellenden KünstlerInnen haben Einnahmeeinbußen von bis zu 100%, die Fischbuden an der Ostsee ebenfalls.
Geht es bei diesen Maßnahmen, die auf dem schwankenden Boden von Halb-Wissen getroffen werden, wirklich um unsere Gesundheit? Oder werden wir in kollektive Geiselhaft genommen, weil die staatliche Vorsorge im Gesundheitsschutz und in der Katastrophenbekämpfung kläglich versagt hat, da sie sich nur an Profitzahlen orientiert hat? Ein Gutachten, das die Bundesregierung 2013 dem Deutschen Bundestag vorgelegt, verstärkt diesen Eindruck. https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/120/1712051.pdf
In diesem Gutachten wird prognostiziert, dass eine Epidemie mit Corona-Viren in Deutschland zu mindestens 7,5 Mio. Toten in drei Jahren führen wird. „Das Gesundheitssystem wird vor immense Herausforderungen gestellt, die nicht bewältigt werden können“, heißt es dort ebenfalls und vieles andere mehr.
Keiner der seit 2013 verantwortlichen Politiker sollte sagen, er hat es nicht gewusst und sei überrascht worden. Das gilt natürlich insbesondere für unsere Bundeskanzlerin Frau Merkel.
Warum wurde diese bundesbehördliche Risikoanalyse nicht ernst genommen? Weil eine entsprechende Risikovorsorge nicht in das neoliberale Konzept der Profitmaximierung passt. Deshalb musste jetzt der „Hammer“ herausgeholt werden, damit die Ausbreitung des Virus etwas verlangsamt werden konnte. Zwar wurde schon in der Risikoanalyse darauf hingewiesen, dass die über 65-jährigen die sein werden, die in erster Linie an dem Virus sterben werden. So ist es auch. 85% der Verstorbenen mit oder an Covid-19 sind älter als 70 Jahre. Nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Dänemark. Es geht also darum, diese Altersgruppe zu schützen. Deshalb muss man aber nicht das ganze gesellschaftliche Leben lahmlegen.
Wie heißt es noch in der Definition der WHO: Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. Leben retten ist mehr als der Anschluss an Beatmungsgeräte. In einem weiteren Sinne gehört dazu auch ein würdiges Sterben im Kreise seiner Liebsten und Freunde und nicht umgeben zu sein von lebensverlängernden Geräten. Wo werden die traumatisierenden Wirkungen für die Angehörigen der Kontaktsperre in den letzten Lebensstunden bedacht? Es geht also gleichberechtigt auch um unser geistiges und soziales Wohlbefinden, wenn wir die Gesundheit schützen wollen. Das Einschränken unserer Grundrechte, das Einschränken von Reise- und Versammlungsfreiheit, die Reduzierung oder Verunmöglichung der bezahlten Berufsausübung, ist deshalb eine massive Attacke auf unsere Gesundheit. Deshalb plädiere ich für eine sofortige Rücknahme aller Einschränkungen und erwarte Gesetze, die das Vorsorgeprinzip umsetzen. Händewaschen und Abstand halten haben wir jetzt sicherlich alle ausreichend gelernt.
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